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Kreislaufwirtschaft im Bauwesen

Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung sind wichtige Eckpfeiler in der Strategie des Kantons Bern. Deshalb setzt er schon seit längerem auf den Einsatz rezyclierter mineralischer Baustoffe, und das sowohl beim Tief- und Strassenbau als auch beim Hochbau.

Was ist Kreislaufwirtschaft

Die Kreislaufwirtschaft ist ein Modell der Produktion und des Verbrauchs, bei dem bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und rezykliert werden. Auf diese Weise wird der Lebenszyklus der Produkte verlängert.
In der Praxis bedeutet dies, dass Abfälle auf ein Minimum reduziert werden. Nachdem ein Produkt das Ende seiner Lebensdauer erreicht hat, verbleiben die Ressourcen und Materialien so weit wie möglich in der Wirtschaft. Sie werden also immer wieder produktiv weiterverwendet, um weiterhin Wertschöpfung zu generieren.
Die Kreislaufwirtschaft steht im Gegensatz zum traditionellen, linearen Wirtschaftsmodell («Wegwerfwirtschaft»). Dieses Modell setzt auf große Mengen billiger, leicht zugänglicher Materialien und Energie.
(Quelle: Europäisches Parlament)

Kreislaufwirtschaft fördern

Die Schweiz als rohstoffarmes Land verfolgt bereits seit Mitte der 1980er Jahre Ansätze hin zu einer Kreislaufwirtschaft – und es ist ihr gelungen, gewisse Kreisläufe zumindest teilweise zu schliessen. Beispielsweise wurden im Jahr 2018 von 17.5. Mio. Tonnen Rückbaumaterialien wie Beton, Kies, Sand, Asphalt und Mauerwerk knapp 12 Mio. Tonnen wiederverwertet. Mehr als 5 Mio. Tonnen, insbesondere Mischabbruch, befanden sich noch nicht in einem Kreislauf. Bei den Siedlungsabfällen wird etwas mehr als die Hälfte der Abfälle separat gesammelt und stofflich wiederverwertet. Der hohen Recyclingquote der Schweiz steht allerdings eine gewaltige Abfallmenge gegenüber. In kaum einem anderen Land fällt gemessen an der Wohnbevölkerung derart viel Siedlungsabfall an.

Der Kanton Bern sieht in der Kreislaufwirtschaft einen vielversprechenden Weg, um einen sparsamen Materialeinsatz zu fördern, Rohstoffe effizient und so lange wie möglich zu nutzen und dadurch Umweltbelastungen und zum Teil auch Kosten zu senken. Bauabfälle spielen in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle, da sie den grössten Abfallstrom in der Schweiz liefern. Die Bauwirtschaft kann folglich einen besonders grossen Beitrag zur Förderung der Kreislaufwirtschaft leisten, indem sie Bauprodukte nach Ablauf ihrer Lebenszeit nach Möglichkeit wieder in den Baustoffkreislauf zurückführt.

Diese Stossrichtung wird durch gesetzliche Rahmenbedingungen unterstützt. Mit der Totalrevision des Bundesgesetzes über das öffentliche Beschaffungswesen (BöB/IVöB 2019) wurde ein Paradigmenwechsel im Schweizerischen Vergaberecht eingeführt. Die Vergabestellen sind angehalten, vermehrt die Qualität und die Nachhaltigkeit in ihren Ausschreibungen zu berücksichtigen. Es soll somit nicht mehr das wirtschaftlich günstigste, sondern das vorteilhafteste Angebot den Zuschlag erhalten.

Beispiele aus der Baupraxis

Als wichtiger Bauherr hat der Kanton Bern bezüglich nachhaltiger Entwicklung eine Vorbildfunktion. Deshalb werden kantonale Neubauten grundsätzlich im Minergie-P-ECO Standard gebaut. Auch die noch vorhandenen abbaubaren Kiesvorkommen im Kanton Bern sollen möglichst haushälterisch genutzt werden. Zudem setzt der Kanton Bern bei seinen Bauvorhaben wenn immer möglich rezyklierte mineralische Baustoffe ein (sogenannte RC-Baustoffe). Dies belastet Deponien nicht unnötig, schont natürliche Ressourcen (etwa Kiesvorkommen oder Steinbrüche) und ist auch volkswirtschaftlich sinnvoll.

Recyclingbaustoffe; Tiefbauamt des Kantons Bern
Drohnenfotos der Verbindungsstrasse. Quelle: vistadoc GmbH
Recyclingbaustoffe; Tiefbauamt des Kantons Bern
Recyclingbaustoffe; Tiefbauamt des Kantons Bern
Bilder: Pauline Ferrario - Büro GVH SA, Tramelan
Recyclingbaustoffe; Tiefbauamt des Kantons Bern
Bilder: Konrad Schlüchter, Bauleiter c+s Ingenieure.
Recyclingbaustoffe; Tiefbauamt des Kantons Bern
Recyclingbaustoffe; Tiefbauamt des Kantons Bern

Praxishilfe

Um die Wiederverwendung mineralischer Baustoffe zu fördern, hat der Kanton Bern zusammen mit dem Kanton Solothurn und unter Mitwirkung der beiden kantonalen Kies- und Betonverbände sowie der kantonalen Baumeisterverbände die Verwendungsempfehlungen für mineralische Recycling-Baustoffe im Hoch- und Tiefbau publiziert. Seit August 2024 liegen sie in einer dritten, aktualisierten Fassung vor.

Diese Praxishilfe informiert unter Berücksichtigung von technischen Aspekten, wie mineralische Recycling-Baustoffe verwendet werden können. Sie richtet sich in erster Linie an Bauherrschaften, Bauleitungen, Ingenieure/Ingenieurinnen und Planungsfachleute. Herzstück der Praxishilfe sind separate Bauteilkataloge für den Tief- und Strassenbau bzw. für den Hochbau. Dargestellt wird darin, ob und bei welchen Vorhaben die verschiedenen mineralischen Recycling-Baustoffe eingesetzt werden können. Die Verwendungsempfehlungen soll helfen, die Verwendung von Reycling-Baustoffen im Hoch- und Tiefbau weiter zu fördern und damit das nachhaltige Bauen zu begünstigen.